Das Gesundheitssystem der BRD hat viele Mängel und Schwachstellen. Schlechte Arbeitsbedingungen in Pflege und Krankenhäusern oder die Unmenschlichkeit der Fallkostenpauschalen, durch die Patient:innen zu Geldbeträgen in Rechnungstabellen werden, sind nur zwei der größeren akuten Probleme. Es gibt also viel zu tun, um die Gesundheitsversorgung für alle Beteiligten zu verbessern. Doch wie kann so etwas funktionieren? In einem ersten Schritt haben wir als Gesundheitssektion von Perspektive Selbstverwaltung ein Strategiepapier geschrieben, welches wir hiermit vorstellen. Für Anmerkungen und Kritik sind wir natürlich offen, schreibt gern an.
Verbunden damit auch die Einladung an alle Interessierten: Wir freuen uns sehr über neue Gesichter und laden euch herzlich zur Beteiligung an der Gesundheitssektion ein.
Versuch einer Vereinigung von Gesundheits- und Patientinnenbewegung
Als Sektion möchten wir vorantreiben, dass die bestehenden Gesundheits- und Patient:innenbewegungen (z.B. Arbeitskämpfe der Pflege, profitkritische Gruppen oder Betroffenenintiativen) sich austauschen und kooperieren. Auch wir wollen langfristige, nachhaltige Bündnisse eingehen bzw. bestehende Verbindungen, stärken.
Dabei haben wir keinesfalls den Anspruch, uns in jede dieser Organisationen selbst – sei es als Einzelperson oder als Gruppe – einzubringen oder gar zentrale Positionen in ihnen einzunehmen. Was wir uns wünschen, ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe, bei der alle voneinander lernen und wir gemeinsame Ziele erreichen können. Wir wollen Selbstverwaltung und Organisierung von Menschen in ihren Kämpfen stärken und glauben, dass die Zusammenarbeit uns stark macht!
Wir haben daher begonnen, eine Kartierung der Bewegungslandschaft zu erstellen und laden interessierte Gruppen herzlich ein, diese mit ihrem Wissen zu erweitern und / oder bei der Suche nach Kooperationspartner:innen gerne zu nutzen!
Bewegungen Unterstützen / Soziale Einfügung
Die Erstellung dieser Übersicht dient uns als Sektion als Grundlage für eine Analyse, mithilfe derer wir einschätzen können, mit welchen Bewegungen eine Zusammenarbeit sinnvoll ist. Dies kann dann der Fall sein, wenn Forderungen sich überschneiden oder die politische Praxis sich ähnelt. Ein weiterer Grund für die soziale Einfügung kann die drohende Vereinnahmung einer Bewegung durch politische Parteien oder Konzerne sein sowie die Ausbreitung autoritärer Strukturen innerhalb der Organisation. In diesem Fall möchten wir Angebote machen, die z.B. einen Erfahrungsaustausch über herrschaftsarme Organisierung, die Vertiefung von Kapitalismuskritik und die Formulierung langfristiger Visionen umfassen. Konkret könnte dies so aussehen, dass bestehende Forderungen hinsichtlich einer anarchistischen Vision von ‚guter Gesundheit‘ (siehe Programm) ausgeweitet werden. Die Haltung unserer eigenen Organisation und unserer Ziele soll dabei in jedem Fall transparent und offen kommuniziert werden!
Propaganda
Mithilfe verschiedener Veröffentlichungen und Veranstaltungen wollen wir mit Gruppen und Menschen ins Gespräch kommen und konkrete Alternativen zum aktuellen Gesundheitssystem diskutieren. Ein Teil davon ist die Ergänzung und Verbreitung des Programmteils zu Gesundheit. In diesem sammeln wir kurzfristige und langfristige Ansätze zur Veränderung des Gesundheitssystems. Er soll in unterschiedlichen Versionen (z.B. Broschüre, Hörbuch, Comic) verfügbar sein und auch eine kurze Einleitung zur Organisation ‚Perspektive Selbstverwaltung‘ enthalten. Geplant sind außerdem (Fach)-Beiträge, z.B. zu anarchistischer Psychiatriekritik gemeinsam mit zukünftigen Psycholog:innen und Therapeut:innen an deren Ausbildungsorten. Weitere Ideen umfassen Stadtrundgänge und Gedenkstättenbesuche, Diskussionsrunden und Filmvorführungen – zu denen jeweils z.B. über soziale Medien öffentlich eingeladen werden soll – und Social Media Beiträge mit Informationscharakter.
Langfristige Stärkung von Gegenmachtstrukturen
Gleichzeitig wollen wir uns langfristig daran beteiligen entstehende Gegenmachtstrukturen mit aufzubauen und bestehende Strukturen zu stärken. Das können z.B. selbstverwaltete Krankenhäuser, Gesundheitskollektive oder Polikliniken sein. Am Anfang steht eine Recherche und der Kontaktaufbau durch offene und transparente Anfragen und Angebote. Auf diese Weise wollen wir selbstverwaltete Gesundheitsinfrastruktur unterstützen sowie dahinterstehende Ideen verbreiten.
Ausblick
Wir sind uns bewusst, dass das Gesundheitssystem in Deutschland weltweit eines der besseren und zuverlässigeren ist. ’Wenngleich wir das sehr zu schätzen wissen, schließt es für uns den Kampf um bessere Gesundheit – menschlich, unkommerziell, selbstbestimmt und mit guten Bedingungen sowohl für Beschäftigte als auch für Patient*innen – nicht aus. Der Kampf um gute Gesundheit hier, ist gleichzeitig der Kampf um gute Gesundheit in anderen Ländern und um eine Geschütze Umwelt. Es ist der Kampf um lebenswerten Wohnraum, ausreichende und gesunde Nahrung sowie ein erfülltes soziales Leben. Dafür Kämpfen wir!