Redebeitrag der Umverteilen-demo am 12. Nov.

Bei der Umverteilen-Demo am 12. November hat unsere Gesundheitssektion gemeinsam mit Gesundheit statt Profite, Care Revolution, den Kritischen Mediziner*innen und weiteren den Care-Block organisiert.

Danke an alle die dabei waren, auch an den Widerklang-Chor!
Unseren Redebeitrag von dem Tag könnt ihr euch hier gekürzt anhören oder unten in voller Länge nachlesen:

Ich bin Kim von Perspektive Selbstverwaltung und bin Elektrikerin. Wie alle betreffen auch mich die Preissteigerungen, aber ich möchte heute vor allem darüber reden, wie es im Care-Bereich aussieht.

Mein Genosse Charlie, der heute die Moderation mitmacht, ist Azubi in der Pflege und viele Kolleg*innen von ihm haben neben den 40 Stunden im Schichtsystem noch einen Nebenjob, um sich die Wohnung in Berlin leisten zu können.

Aber nicht nur die Arbeiter*innen sind von der Krise betroffen, auch die Patient*innen leiden darunter. Denn Krankheit macht arm und Armut macht krank. Und die Krise macht das alles nur noch schlimmer. Was, wenn wir uns in der nächsten Corona-Welle das Heizen nicht leisten können? Und die Pfleger*innen sollen das alles dann wieder auffangen.

Wir haben schon einiges dazu gehört, was die Ursachen und Feinheiten der Krise und Inflation sind und was für Frechheiten sich die Bundesregierung mal wieder erlaubt, die Krisen liegen eben im System und es ist nichts Neues, dass sie auf unserem Rücken ausgetragen werden.

Vieles ist so frech, man kann ne Menge dazu sagen, aber ich will lieber darüber reden was denn die Alternative ist. Ich hab da ein paar Ideen…

Stellt euch vor, wir arbeiten nicht mehr für die Gewinne einiger Weniger sondern für die Gesellschaft, für die Gesundheit der Patient*innen.

Stellt euch vor, wie wir dann selbst entscheiden können wo, wie und wie viel wir arbeiten.

Stellt euch vor, jede Form von Care Arbeit wird wertgeschätzt und als gleichwertige Arbeit anerkannt.

Stellt euch vor, wir sind gar nicht mehr dazu gezwungen, uns ein Leben lang abzurackern oder uns dafür rechtfertigen zu müssen, dass wir das nicht können, weil wir bedingungslos mit allem von der Gesellschaft versorgt werden, was wir zum Guten Leben brauchen.

Stellt euch vor, wir können selbstbestimmt leben, weil wir die Möglichkeit haben bei allen Fragen, die uns betreffen, mitzuentscheiden.

Stellt euch vor, alle von uns haben unabhängig von ihrem Pass, Aussehen oder Geldbeutel bedingungslosen Zugang zu Gesundheitsversorgung.

Stellt euch vor, niemand von uns wird mehr abgewertet, nicht ernst genommen oder ausgegrenzt nur weil sie nicht weiß, männlich, hetero, deutsch, oder vermeintlich „gesund“ genug sind.

Stellt euch vor, wir verwalten die Krankenhäuser und Pflegeheime selber und richten die Versorgung nach den Bedürfnissen der Gesellschaft aus.

Stellt euch vor, wir werden gar nicht ständig krank, weil uns das System nicht mehr zermürbt und kaputt macht.

Stellt euch vor, jeder und jede nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen – in der Pflege und überall!

Das waren ein paar Beispiele, wie ich mir eine andere, eine klassenlose Gesellschaft mit einem solidarischen Gesundheitssystem vorstelle.

Ihr denkt euch vielleicht: „schön und gut, aber das lässt sich doch nicht umsetzen, das ist doch nur ne Utopie!“ Aber ich bin überzeugt davon, dass wir es schaffen können, dafür müssen wir uns zusammentun! Wir sind es, die den Laden am Laufen halten, also können wir ihn auch verändern!

Schaut euch doch mal um, was alles schon passiert, wo sich überall Menschen selbst organisieren und sich gegenseitig helfen. Dafür müssen wir nicht mal nach Rojava, Chiapas oder Iran blicken, ob wohl das was dort passiert natürlich Hoffnung gibt.

In Berlin entstehen grade an jeder Ecke Kiezversammlungen, es gibt solidarische Tauschnetzwerke, Stadtteilgesundheitszentren und Küchen für Alle. Davon brauchen wir mehr!

Was wir aber auch brauchen, sind konkrete Ansätze für den Übergang vom jetzigen Zustand zu dem, wovon wir träumen.

Wie wäre es damit, wenn wir das nächste Krankenhaus, das Insolvenz anmeldet und alle Angestellten feuern will, einfach übernehmen? Wie sie es in Spremberg gemacht haben. Auch bei der Vergesellschaftung von Wohnungs- und Energiekonzernen sollten wir nicht drauf warten, dass der Staat das regelt und am Ende die Profite einfährt, das müssen wir schon selbst in die Hand nehmen!

enteignen – kollektivieren – selbstverwalten
Für die Anarchie und die gute Pflege