Redebeitrag am 8. März: Feminismus, Feminismus, Feminismus. Wir sind alle Feminist*innen

Auf der gewerkschaftlichen 8. März Demo haben wir als als Sektion Feminismus von PS folgende Rede gehalten.

Darin wollten wir eine Kritik an der immer weiter verbreiteten Instrumentalisierung des Feminismus für imperialistische Zwecke äußern und zur Solidarität mit migrantischen und antikolonialen Bewegungen aufrufen um wirksam und konsequent für einen radikal herschaftskritischen Feminismus zu kämpfen.

Feminismus, Feminismus, Feminismus. Wir sind alle Feminist*innen:

Ich, meine Mama, Annalena Baerbock.

Fast 4 Jahre durften wir miterleben wie eine feministische Außenpolitik des deutschen Staates ausschaut. Das Ergebnis: zehntausende tote Frauen und Kinder in Gaza.

Ein Genozid.

Feministische Außenpolitik.

Ganz inklusiv hat auch die Bundeswehr neue Zielgruppen für sich entdeckt: Frauen – nein, noch inklusiver – FLINTA, dürfen sich einreihen um zusammen ganz feministisch den globalen Süden zu terrorisieren.

Wir sind alle Feminist*innen, aber für wen kämpfen wir?

Ein dünner Farbanstrich pinker Camouflage verdeckt ein Jahrhunderte-altes Narrativ: Imperialismus unter dem Vorwand weiße Frauen zu schützen.

Ein altes Narrativ und eine immer noch aktuelle Praxis, die vielleicht einer kleinen Handvoll wohlhabender und privilegierter Frauen zu Gute kommt, den Rest aber weiterhin leiden lässt.

Wenn Grenzen geschlossen werden, wenn Bundeskanzler meinen „im großen Stil abschieben“ zu müssen, dann leiden darunter genau die Migrant*innen die hier in Deutschland prekäre Arbeit übernehmen müssen. Häufig ist das unterbezahlte Care-Arbeit, die sich einem kaputt-gespartem Sozialsystem immer mehr nur wohlhabendere Deutsche leisten können out zu sourcen. Die Sparmaßnamen prekarisieren Menschen in Care-Arbeit immer weiter; und wohin steckt der deutsche Staat all das Ersparte? Natürlich in die Rüstungsindustrie!

Wir sehen: ein Feminismus der nicht auch anti-imperialistisch und klassenkämpferisch ist, der sich nicht auch mit voller Kraft gegen die zunehmende Militarisierung richtet, wird nie für die Befreiung aller Frauen vom Patriarchat kämpfen können.

Eben SO ein Feminismus, der konsequent herrschaftskritisch ist, wird entwaffnet, wenn wir zulassen, dass die Girl-bosse dieser Welt ihn für ihren Bullshit instrumentalisieren. Feminismus darf nicht weiter zur Waffe des Imperialismus werden.

Feminismus kann eine gefährliche Waffe sein und das Ziel sollten wir nie aus den Augen verlieren:

Das Patriarchat!

Wenn wir uns nicht mit Migrant*innen solidarisieren, wenn wir trans* Menschen dem rechten Kulturkampf opfern, wenn wir nicht kompromisslos für die Befreiung aller Menschen einstehen, wird uns das Patriarchat immer entkommen.

Wenn wir internationalistische und antikoloniale Kämpfe ausschließen, wie es immer wieder mit der palästinensischen Befreiungsbewegung passiert, verraten wir unsere Schwestern und Geschwister und fügen uns der Herrschaftslogik!

Nur zusammen können wir dieses scheiß System stürzen.

Ein Leben in dem wir alle vom Patriarchat befreit sind ist nur möglich, wenn wir uns für die Befreiung aller vom Patriarchat betroffenen Menschen einsetzen. Dafür kämpfen wir. Dafür gehen wir Hand in Hand, Seite an Seite auf die Straße. Überall und in jedem Land.

Für einen Feminismus der Grenzen sprengt, für das Recht zum bleiben und das Recht zu gehen, für das Recht auf unserer eigenen Körper! Gegen Ausbeutung und Herrschaft!

Überall und in jedem Land: Feminismus heißt Widerstand!

Infotalk: Militarism in Israel and the struggle against it

Internationalist Night with Perspektive Selbstverwaltung (PS) in Café Cralle. A monthly get-together with internationalist comrades by the internationalist section from PS.

This time we have a guest from New Profile, an anti-militarist organisation from Israel who comes and speaks about the militarisation of Israel and the struggle against it.

Zu Palästina und Israel

 

Einleitung

Anmerkung: Die englische Version ist der original Text und umfasst an einigen Stellen eine schärfere Analyse als die deutsche Übersetzung. Wenn euch Dinge unklar erscheinen lest gerne auch die englische Version.

Seit sieben langen Monaten sehen wir, wie sich das grausame Blutbad, der Tod und die Zerstörung in Palästina verschärfen. Die Region hat ein Stadium erreicht, in dem genozidale Rhetorik und Praxis, das wahllose Töten von Zivilist*innen, nicht nur stattfinden, sondern in dem auch die Abgründe menschlicher Zivilisation live in die ganze Welt übertragen werden. Und mittlerweile zeigt sich weltweit, insbesondere in Deutschland, ein zutiefst problematischer Diskurs über diese Ereignisse, ihre historischen Wurzeln und es werden sogar Legitimationsversuche verbreitet.

Sieben lange Monate haben wir, Perspektive Selbstverwaltung, eine anarchistische Organisation in Berlin, dazu geschwiegen. Mit dieser Erklärung wollen wir das Schweigen brechen, das viele von uns als Kompliz*innenschaft mit dem Genozid in Gaza verstehen. Wir wollen am Anfang klarstellen, dass die palästinensische und die israelische Gesellschaft, wie alle Gesellschaften, heterogen sind und voller innerer Widersprüche und (gegensätzlicher) Bewegungen mit unterschiedlichen Perspektiven stecken. Es ist wichtig, darüber zu lernen und sie zu berücksichtigen, um ein tieferes Verständnis der Region, ihrer Geschichte und der dort wirkenden Ideologien zu gewinnen.

Da das die erste Stellungnahme unserer Organisation zu diesem Thema ist, soll es keine tiefgreifende Analyse, sondern eine Positionierung sein. Es gibt viele Organisationen und Personen, die über tiefere Kenntnisse, Erfahrungen und Analysen zu vielen Aspekten dieses Themas verfügen als wir.{{Unter anderem: 972 Magazine, Standing Together, Palästina Spricht, Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, Jewish Bund, Azadeh Sobout, Sara Roy, Edward Said, Ella Habiba Shohat, Iris Hefets, Naomi Klein, Judith Butler, Ilan Pappe}}

Wir möchten mit diesem Text unsere Positionen zum deutschen Diskurs, den historischen Wurzeln des Konflikts, zu den Ereignissen des 7. Oktobers und zum andauernden genozidalen Krieg in Gaza klarstellen. Und außerdem eine Selbstkritik zu unserem langen Schweigen formulieren. Wir sind dankbar für konstruktive Kritik und einen solidarischen Diskurs. „Zu Palästina und Israel“ weiterlesen

On Palestine and Israel

Preface

Note: The English version is the original text and in some places contains a sharper analysis than the German translation. If things seem unclear to you, feel free to read also the english version.

For seven long months, we have been watching an intensification of absolutely horrific carnage, death, and destruction in Palestine. The region has turned into a stage on which genocidal rhetoric and practice, the indiscriminate killing of civilians, do not only take place, but also stream live the abyss of human civilization to the whole world. In the meantime a deeply problematic discourse about these events, their historical roots, and even efforts of legitimization around the world unveil itself; in particular in Germany.

For seven long months, we, Perspektive Selbstverwaltung, an anarchist organization in Berlin, have been silent about this. With this statement, we want to end this silence, which many of us have seen as complicity in an unfolding genocide in Gaza. We would like to clarify at the beginning, that the Palestinian and the Israeli societies are, like all societies, heterogeneous, full of internal contradictions and (conflicting) movements with different perspectives, which are important to learn about and take into account, to gain a deeper understanding of the region, its history and the ideologies at work.

This being our organization’s first statement on the matter, the aim will not be to provide an in-depth analysis of the matter but a clarification of where we stand. There are many organizations and individuals who have deeper knowledge, experience and analysis on many aspects of this topic than we do.{{To name some: 972 Magazine, Standing Together, Palästina Spricht, Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost, Jewish Bund, Azadeh Sobout, Sara Roy, Edward Said, Ella Habiba Shohat, Iris Hefets, Naomi Klein, Judith Butler, Ilan Pappe}}

In the following text, we will clarify our positions on the German discourse, the historical roots of the current situation and the conflict, the 7th of October and the ongoing genocidal war in Gaza, additionally we will provide a self-criticism regarding our silence. We welcome constructive criticism and solidarity-based discourse. „On Palestine and Israel“ weiterlesen