Am 2. Juni, sind wir zusammengekommen, um dem vor 53 Jahren von die Polizei am ermordeten Benno Ohnesorg zu gedenken.
Es wurde ein Redebeitrag vorgelesen (siehe unten), anschließend hielten wir eine Schweigeminute ab und sangen gemeinsam das katalanische antifaschistische Lied „Der Pfahl“. Zum Schluss legten wir Blumen vor der Gedenktafel bei der Deutschen Oper nieder.
Zur gleichen Zeit fand auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine Platzumbenennung der Berliner Geschichtswerkstatt e.V. statt.
Tödliche Polizeigewalt ist immer noch an der Tagesordnung, besonders rassistisch motivierte. Die Proteste nach dem Mord an George Floyd zeigen, dass wir das nicht länger stillschweigend hinnehmen müssen.
Hierunter der Redebeitrag:
Heute gedenken wir Benno Ohnesorg. Dieser wurde im Alter von 26 Jahren am 2. Juni 1967 von einem Polizisten erschossen.
Das war eine Zeit, in der viele Nazis immer noch hohe Positionen im Staatsapparat besetzten. Vor dem besagten 2. Juni kam es erst zu wenigen kämpferischen Demonstrationen gegen die damaligen Verhältnisse. Durch eine Europareise des persischen Schahs wurde heftig gegen ihn und sein Regime protestiert. Gemeint ist, dass die persische Bevölkerung hungerte und bei Opposition gefoltert wurde.
Die Proteste hier in Berlin, organisiert von iranischen Studierenden, erreichten an diesem Tag den Höhepunkt. Ungefähr 1500 Menschen, die sich vor dem Rathaus Schöneberg versammelt hatten, wurden von der Polizei brutal niedergeknüppelt. Trotzdem versammelten sich am Abend während des Opernbesuch des Schahs hunderte Leute vor der Deutschen Oper. Neben Demonstrierenden waren nicht nur Polizei, sondern auch bestellte Regimetreue, der iranische Geheimdienst, der Verfassungsschutz und Kripo in zivil anwesend. Nachdem der Wagen des Schahs leicht attackiert wurde, eskalierte die Situation und die Leute wurden auseinander geknüppelt. Eine Gruppe, darunter Benno Ohnesorg, rannte in den Innenhof in der Krumme Straße 66/67. Das ist direkt hier um die Ecke. Dort schoss Karl-Heinz Kurras Benno Ohnesorg in den Hinterkopf. Dieser erlitt am Boden liegend weitere Prügeleien von drei Polizisten.
Heute ist bekannt, dass Kurras den Schuss absichtlich abfeuerte, dazu stand der Einsatzleiter, ein ehemaliges NSDAP-Mitglied, direkt hinter ihm. Der Mörder Kurras blieb bis heute straffrei und arbeitete viele Jahre noch als Polizist weiter.
Dies war der erste Mord durch die Polizei nach dem 2.Weltkrieg in West-Deutschland. Er nahm einen sehr symbolischen Stellenwert ein. Neben der Benennung der Stadt-Guerilla „Bewegung 2.Juni“ war dieser Mord einer der entscheidenden Radikalisierungsmomente für breite Bevölkerungsteile. Diese verstanden sich als einen Teil der weltweiten sozialrevolutionären Bewegung.
Von solchen Bewegungen können wir heute noch lernen und uns inspirieren lassen. Wir sollten die Errungenschaften der 60er und 70er Jahre-Bewegung nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern sie verteidigen und vor allem weiterkämpfen.
Dennoch hat sich vieles nicht verändert. Die Polizei mordet weiter.
So möchten wir Benno Ohnesorg und allen Opfern von tödlicher Polizeigewalt gedenken. Deshalb möchten wir jetzt gemeinsam mit euch eine Schweigeminute einlegen.
Kein Vergeben, kein Vergessen. Der Kampf geht weiter!
Der von der Berliner Geschichtswerstatt omgenannte Benno Ohnesorg Platz