Heute gedenken wir Georg Elser, der am 9. April 1945 von den Nazis im Konzentrationslager Dachau hingerichtet wurde. Georg Elser hat 1939 in München einen der wichtigsten Attentatsversuche auf Hitler verübt, der leider, aufgrund von unvorhersehbaren Umständen, misslungen ist.
Georg Elser war Schreiner und Kommunist. Als Leitmotiv für seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus hat er immer die Verschlechterung der Lebensbedingungen für die Arbeiter*innenschaft während des NS-Regimes aufgeführt. Nach seiner Tischlerausbildung in Königsbronn ging er auf die traditionelle Gesellenwanderung. Er war sozial engagiert und aktiv in unterschiedlichen Vereinen, wo er u.a. Musik machte. 1928 schloss er sich dem Roten Frontkämpferbund der KPD an und hat sich, nach der Machtübernahme der Nazis, immer widerständig gezeigt.
Das Attentat
Am 8. November 1939 hat Elser im Münchner Bürgerbräukeller ein Bomben-Attentat auf Hitler verübt. Dieser Anschlag sollte bei einer Gedenkveranstaltung für „alte Kämpfer“ des missglückten Naziputsches im Jahr 1923 geschehen. Elser hatte nach langer Planung in insgesamt 30 Nächten eine Säule ausgehöhlt, in welcher er die Bombe versteckte. Jeden Abend aß er im Bürgerbräukeller eine einfache Mahlzeit und sperrte sich selbst in der Besenkammer ein, um sich nach Ladenschluss der mühevollen Arbeit an der Säule im Festsaal zu widmen.
Nach einem Monat war Georg Elsers beharrliche Arbeit fertig. Er hatte alles vorbereitet und die Bombe richtig eingestellt. Hitler war anwesend, sowie weitere Nazi-Prominenz und ca. 1500 begeisterte Nazi-Anhänger*innen. Wegen des schlechten Wetters musste Hitler seinen Redebeitrag aber kürzen. Er nahm nicht wie geplant das Flugzeug, sondern musste mit dem Zug fahren, weshalb er schon 13 Minuten vor der Explosion den Raum verließ und somit dem Attentat entkam.
Elser fuhr schon in Richtung Schweiz, wurde aber bei einer Grenzkontrolle festgenommen, nachdem ein Abzeichen des Roten Frontkämpferbundes in seiner Jacke entdeckt wurde. Elser wurde fünfeinhalb Jahre in unterschiedlichen Konzentrationslagern gefangen gehalten, um letztendlich am 9. April 1945 in Dachau durch einen Genickschuss hingerichtet zu werden.
Schande der deutschen Geschichtsschreibung des „Widerstands“
Nicht weit von hier gibt es die Gedenkstätte des deutsches Widerstands. Erst 2014 wurde in der Gedenkstätte Raum für Georg Elser geschaffen. Die Gedenkstätte sollte anfänglich nur der ermordeten Offiziere um General Graf von Stauffenberg gedenken, die 1944 ebenfalls einen Anschlag auf Hitler planten. Ihr Hauptziel war es, Hitler zu beseitigen und den Krieg zu beenden, um Deutschland anschließend weiter zu führen. Diese Offiziere waren während der Verfolgung jüdischer Menschen und des Holocausts Teil des Nazi-Apparats geworden und sind es bis zuletzt geblieben. Sie waren also keine antifaschistischen Widerstandskämpfer*innen, nein, sie waren Nazis. Wir sollten ihr geplantes Attentat somit nicht als Widerstand verstehen, sondern als einen Putschversuch. Ein interner Machtkampf innerhalb der Führung des Regimes.
Wieso werden in Deutschland Straßen nach diesen Menschen benannt? Und wieso wird jährlich die höchste Feierstunde der Bundeswehr den „Verschwörer*innen vom 20. Juli“ gewidmet? Wieso wird nicht der Widerstandskämpfer*innen gedacht, die in Sobibor aus den Konzentrationslagern ausgebrochen sind, oder der linken Arbeiter*innen wie Georg Elser?
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Diese Widerstandskämpfer*innen werden nicht als Teil der staatlichen Geschichte verstanden. Sie stellten, im Gegensatz zu den Offizieren, eine unpatriotische Form des Widerstandes dar und waren in dem Sinne eine Bedrohung der Kontinuität des deutschen Staates. Dies ist nicht nur ein ‚deutsches‘ Problem, sondern ein Prozess, den man in vielen Ländern beobachten kann. Die Geschichte des antifaschistischen Widerstandes wird immer wieder in den Dienst einer ’nationalen Erzählung‘ gestellt. Wir können die Geschichtsschreibung des antifaschistischen Widerstandes nicht dem Staat überlassen, weil ihr Narrativ letztendlich vor allem den Nationalismus stärkt.
Georg Elser zu gedenken ist wichtig. Seine Tat zeigt, dass „gewöhnliche“ Menschen unglaubliche Taten vollbringen können. Es ist wichtig, dass wir uns nicht auf die Anhänger*innen Stauffenbergs beziehen, sondern auf die Menschen, die unter uns sind und waren, Menschen wie Georg Elser.
Wir bitten um eine Schweigeminute, um der gefallenen Widerstandskämpfer*innen zu gedenken.
Es lebe der antifaschistische Widerstand!