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Warum Internationalismus und was verstehen wir darunter?
Zu einem internationalistischen Verständnis gehört für uns die Überzeugung, dass der globale Kapitalismus nur durch weltweite Revolutionen überwunden werden kann. Unsere Rolle in Deutschland begreifen wir dabei in erster Linie als eine lernende und unterstützende, gerade in heutigen Zeiten, wo wir das Potential für grundlegende Veränderung in postkolonialen Regionen wesentlich höher einschätzen als in westlichen. Dazu gehört, die Rolle des deutschen Staates, deutscher Unternehmen und westlicher Staatenbündnisse in internationalen Konklikten aufzudecken und angreifbar zu machen.
Wenn wir globale Unterdrückungsstrukturen bekämpfen wollen gehört dazu, ihre Ursprünge zu verstehen. Genauso wie die koloniale Ausbeutung durch europäische Staaten überhaupt erst die Grundlage für das kapitalistische System, wie es heute ist, legte, kann es auch nur durch die Aufrechterhaltung von Rassismus weiterbestehen.
Wenn wir also internationale Perspektiven als Perspektiven der tatsächlichen Utopie begreifen, ist damit untrennbar der Kampf gegen Rassismus als System, gegen Imperialismus und (nationalstaatliche) Grenzen sowie für Dekolonialisierung, Gleiche Rechte für Alle und Bewegungsfreiheit verbunden.
Mit welchen Themenfeldern beschäftigen wir uns?
Momentan arbeiten wir an zwei Themenkomplexen, die miteinander zusammenhängen: Internationale Kämpfe und lokale Kämpfe zu Antirassismus und Bleiberecht.
Auf der einen Seite wollen wir emanzipatorische Kämpfe und Revolutionen weltweit unterstützen und davon lernen, wollen in Austausch kommen mit Bewegungen die sich an verschiedenen Orten gegen lokale Regime, das kapitalistische und neokoloniale System organisieren. Dazu gehört, internationale Ausbeutungsmechanismen, die meist eine koloniale Kontinuität haben, zu verstehen und insbesondere die Rolle des deutschen und anderer europäischer Staaten mit ihren imperialistischen Interessen aufzudecken und dagegen zu kämpfen.
Auf der anderen Seite lassen sich diese Zusammenhänge nicht loslösen von der rassistischen europäischen Migrationspolitik und der Verantwortung vieler westlicher Staaten für das Schaffen von Fluchtursachen. Als zentralen Bestandteil internationalistischer Arbeit begreifen wir daher die Unterstützung von Kämpfen gegen die europäische/ deutsche Abschiebeindustrie und gegen die Auswirkungen des rassistischen Systems in Berlin und Deutschland.
Als potentielles Themenfeld der Sektion sehen wir auch Antimilitarismus und die deutsche Rüstungsindustrie. Momentan beschäftigen wir uns aus Kapazitätsgründen kaum damit, das kann sich aber gerne ändern wenn weitere Menschen dazu kommen die dazu arbeiten wollen.
Da es gerade beim Support von Kämpfen weltweit oft thematische Überschneidungen mit anderen Sektionen geben kann, sehen wir hier die Möglichkeit für punktuelle Zusammenarbeit.
Was sind dabei Grundsätze unserer Arbeit?
Uns ist kontinuierliche Solidarität wichtig. Das heißt, wir wollen Bewegungen nicht nur punktuell unterstützen wenn sie im medialen Fokus stehen, sondern Beziehungen aufbauen und halten und dabei auf die Bedürfnisse derjenigen eingehen, die wir unterstützen. Idealerweise sollen daraus langfristige Netzwerke gegenseitiger Unterstützung wachsen.
Als mehrheitlich weiße Sektion mit deutschem Hintergrund versuchen wir regelmäßig unsere Positionierung zu reflektieren, welche Rolle wir als Unterstützer*innen einnehmen und sind wachsam nicht in eurozentristische Muster zu verfallen.
Wenn wir uns selber zu einem spezifischen Thema/ einer bestimmten Region äußern oder Bewegungen aktiv unterstützen wollen, ist die Voraussetzung, dass wir uns damit tiefer gehend auseinandergesetzt haben.
Was machen wir konkret?
Wenn wir davon sprechen, Soziale Bewegungen und Initiativen international und/oder mit dem Fokus Antirassismus zu unterstützen, kann das konkret wie folgt aussehen:
- Praktischer Support, z.B. dadurch dass wir auf Veranstaltungen oder Aktionen reproduktive oder andere (Hintergrund-)Aufgaben übernehmen (kochen, Infrastruktur organisieren, Ordner*innen bei Demos, fahren etc.)
- Bühne bieten und mediale Aufmerksamkeit stärken, z.B. indem wir Veranstaltungen organisieren und Referent*innen aus den jeweiligen Bewegungen einladen, durch Presse- und Übersetzungsarbeit (Interviews, Artikel) und auf Social Media
- Finanziell, z.B. durch Spendensammlungen und Finanzanträge, aber auch indem wir Wissen über Zugänge zu finanziellen Mitteln teilen (Asta-Anträge, Behörden, Stiftungen)
- Unterstützung von Einzelpersonen in unseren Umfeldern (da wir keine Expert*innen sind und es gerade in Berlin viele Angebote gibt, sehen wir uns momentan nicht befähigt darüber hinaus Unterstützung gewährleisten zu können)
Neben dieser Unterstützungsarbeit wollen wir uns proaktiv mit den Themen auseinandersetzen zu denen wir arbeiten. Um eine gemeinsame Grundlage zu finden beginnen wir mit zugrunde liegenden Themenkomplexen wie Rassismus, Kolonialismus, Imperialismus, globale Kapitalverteilung, Flucht und Migration. Ziel dabei ist, die Zusammenhänge besser zu verstehen und zu einigen Fragen gemeinsame Analysen und Positionen zu finden, die einerseits in unser Sektions-Selbstverständnis und andererseits in den Programmteil „Antirassismus und Dekolonialisierung“ einfließen sollen. Konkret wollen wir ab September damit anfangen, gemeinsam Texte zu lesen und den zweiten Teil unserer Plena für die Diskussion darüber zu nutzen.
Als letztes sehen wir auch überregionale und internationale Vernetzung als eine unserer Verantwortlichkeiten, da sie z.T. ja natürlicherweise aus unserer Arbeit erwächst. Auch hierbei gilt der Grundsatz: besser stabile und zuverlässige Verbindungen aufbauen auch wenn es dafür weniger sind, als viele unverbindliche.
Organisatorisches
Wir treffen uns alle zwei Wochen. Unsere Plena finden je nach dem, wer anwesend ist entweder auf deutsch oder englisch statt. Meldet euch gerne, wenn ihr Interesse habt euch zu beteiligen!
Kontakt: perspektive-sv@systemli.org | Betreff: Internationalismus
English
Why internationalism and what do we understand by it?
For us, an internationalist understanding includes the conviction that global capitalism can only be overcome through worldwide revolutions. We see our role in Germany primarily as a learning and supporting one, especially in today’s times, when we see the potential for fundamental change in post-colonial regions much higher than in Western ones. This includes exposing and by that making vulnerable the role of the German state, German companies and Western state alliances in international conflicts.
If we want to fight global structures of oppression, this includes understanding their origins. Just as colonial exploitation by European states laid the foundation for the capitalist system as it is today in the first place, it can only continue to exist through the perpetuation of racism.
Thus, if we understand international perspectives as perspectives of actual utopia, this is inseparably linked to the struggle against racism as a system, against imperialism and (nation-state) borders, as well as for decolonization, equal rights for all, and freedom of movement.
Which topics are we working on?
At the moment we are working on two main issues that are interrelated: International struggles and local struggles on anti-racism and the right to stay (the right for asylum).
On the one hand we want to support emancipatory struggles and revolutions worldwide and learn from them, we want to exchange with movements that organize themselves in different places against local regimes, the capitalist and neocolonial system. This includes understanding international mechanisms of exploitation, which mostly have a colonial continuity, and especially exposing and fighting against the role of the German and other European states with their imperialist interests.
On the other hand, these connections cannot be detached from the racist European migration policy and the responsibility of many Western states for creating causes of flight. As a central component of internationalist work we therefore understand the support of struggles against the European/German deportation industry and against the effects of the racist system in Berlin and Germany.
We also see antimilitarism and the German arms industry as a potential thematic field for the section. At the moment we don’t deal with these topics because of capacity reasons, but this can change if people join who want to work on it.
Since there can often be thematic overlaps with other sections, especially in the support of struggles worldwide, we see the possibility for punctual cooperation.
What are the principles of our work?
Continuous solidarity is important to us. That means we don’t just want to support movements selectively when they are in the media spotlight, but to build and maintain relationships and respond to the needs of those we support. Ideally, long-term networks of mutual support should grow from this.
As a section where a majority of the members are white with a German background, we regularly try to reflect on our positioning, what role we take as supporters and are vigilant not to fall into Eurocentric patterns.
If we want to express ourselves on a specific issue/region or actively support movements, the prerequisite is that we have dealt with deeply.
What do we do concretely?
When we talk about supporting social movements and initiatives internationally and/or with a focus on anti-racism, this can look concretely as follows:
- Practical support, e.g. by taking over reproductive or other (background) tasks at events or actions (cooking, organizing infrastructure, being „Ordner*innen* at demos, driving, etc.).
- Providing a stage and strengthening media attention, e.g. by organizing events and inviting speakers from the respective movements, through press and translation work (interviews, articles) and on social media.
- Financially, e.g. through fundraising and applications for funds, but also by sharing knowledge about access to financial resources (Asta funds, authorities, foundations)
- Support of individuals in our social surroundings (since we are not experts and there are many professional offers especially in Berlin, we currently do not see ourselves able to provide support beyond that)
In addition to this support work, we want to proactively deal with issues we work on. To find a common ground we start with underlying issues like racism, colonialism, imperialism, global capital distribution, flight and migration. The goal here is to get a deeper understanding of the interrelationships and to find common analyses and positions on some of the questions, which will also flow into our section self-understanding on the one hand and into the program section „Antiracism and Decolonization“ on the other. Concretely, we want to start reading texts together in September and use the second part of our plenaries to discuss them.
Finally, we also see supra-regional and international networking as one of our responsibilities, since it arises naturally from our work. Here, too, the principle applies: it is better to establish stable and reliable connections, even if there are fewer of them, than many non-binding ones.
Organizational
We meet every two weeks. Our plenarys are held in English or German, depending on who is present. Feel free to contact us if you are interested in participating!
Contact: perspektive-sv@systemli.org | Reference: Internationalism